Hanf – eine uralte Kulturpflanze

Hanf spielte in den Hochkulturen dieser Erde von Beginn an eine entscheidende Rolle als Rohstoffpflanze. Bereits vor 12.000 Jahren wurde Hanf in Persien und China als Getreide angebaut.
Hanfsamen wurden gegessen, die Fasern zur Herstellung von Kleidung verwendet. Die Chinesen machten Papier aus Hanf. Im Römischen Reich wurden wegen Hanf Kriege geführt.
Hanf war vom ersten Jahrtausend vor Christus bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts weltweit die am häufigsten angebaute Nutzpflanze. Im 13. Jahrhundert kam der Papierrohstoff Hanf schließlich nach Europa.
Besonders begehrt war die Hanfpflanze aufgrund ihrer heilenden Kraft. Man deckte die Wunden der Krieger mit Cannabisblättern ab, benutzte Hanf gegen Gicht und Geistesabwesenheit.
Im Jahr 1455 druckte Gutenberg seine erste Bibel auf Hanf. Als Kolumbus 1492 Amerika entdeckte, bestanden Segeltuche und das gesamte Tauwerk der Schiffe aus Hanf. Kolumbus brachte den Hanf nach Amerika.
Erste Entwürfe der amerikanischen Verfassung und die 1776 unterzeichnete amerikanische Unabhängigkeitserklärung wurden auf Hanfpapier geschrieben. Der nach Amerika ausgewanderte Bayer Levi Strauss produzierte 1870 schließlich die erste Jeans und auch die war aus Hanf.

Mit der Industrialisierung begann der Niedergang der Hanfnutzung. Damals konnte man Hanf noch nicht maschinell ernten und brechen. Hanfverarbeitung war Handarbeit und daher aufwendig, mühsam und teuer. Rohstoffe wurden entdeckt, die billig eingekauft und rationeller weiterverarbeitet werden konnten. Anfang des 18. Jahrhunderts war die Cotton-Gin, die Baumwollmaschine, erfunden worden, die Baumwolle industriell verarbeitete. Die auf diese Weise billig produzierte Baumwolle revolutionierte den Textilmarkt.
Daneben wurde die in Indien zu Hungerlöhnen produzierte Jute-Faser nach Europa importiert. Neben der Textilindustrie fand auch die Papierindustrie einen neuen, billigeren Rohstoff: das damals kostenlos verfügbare, massenhafte Holz dichter, weiter Wälder.
Als dann 1938 endlich die erste vollautomatische Hanfschälmaschine in den USA vorgestellt wurde, setzten führende amerikanische Industrielle, unter anderem Vertreter aus der Baumwoll- und Pharmaindustrie, eine Hanfsteuer und schließlich ein Hanfanbauverbot in den USA durch und verschlossen damit endgültig die Absatzmärkte für Hanf.
Durch die Fortschritte der Pharmaindustrie bei der Herstellung synthetischer Produkte verlor Cannabis im gleichen Zug seine führende Stellung als Medikament.
Als allerdings die Rohstoffmärkte im Zweiten Weltkrieg bedroht waren, wurde überall das Hanfverbot zurückgenommen und die Armeen mit strapazierfähiger Hanfbekleidung ausgerüstet. In den USA wurde der Hanfanbau mit dem Film „Hemp for Victory“ (Hanf für Sieg) propagiert, der den Farmern vorgespielt wurde.
Auch im Deutschen Reich wurde der Hanfanbau zu Kriegszwecken gefördert. „Die lustige Hanffibel“ wurde aufgelegt, um für den Hanfanbau zu werben. Doch nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Nutzpflanze Hanf endgültig der Garaus gemacht. In der öffentlichen Diskussion um Hanf und Cannabis muss unterschieden werden zwischen THC-armem und THC-reichem Hanf. THC, die Abkürzung für Tetra-hydro-cannabinol, ist die psychoaktive Substanz der Hanfpflanze, Grundlage für halluzinogene Drogenpräparate wie Haschisch oder Marihuana. Aus THC-freiem Hanf, auch Faserhanf oder Nutzhanf genannt, lassen sich dagegen keine Rauschmittel gewinnen. Obwohl seit 2001 die Europäische Union ihre Subventionen für die Hanfpflanze um rund ein Drittel gekürzt hat, taucht die verdrängte Nutzpflanze allmählich wieder im deutschen Ackerbau auf.
Aus dem Rohstoff der Hanffasern lassen sich Dämm- und Isolierstoffe gewinnen, Hanf ist Grundlage für zahlreiche Textil- und Papierprodukte. Aus den proteinreichen Hanfsamen lassen sich kosmetische Präparate, aber auch Nahrungsmittel gewinnen.
Die Hanffaser ist ungewöhnlich elastisch, reißfest und dabei haltbar. So nutzen zum Beispiel etliche Automobilkonzerne Hanffasern zur Herstellung von Auto-Innenverkleidungen.
Im Gegensatz zu aus Holz gewonnenem Papier hat Hanfpapier eine wesentlich höhere Wertig- und Haltbarkeit: Es vergilbt so gut wie gar nicht.

Quelle: Gregor Delvaux de Fenffe

Ursachen für chronischen Schmerz

Oft beginnt der Weg in eine „Schmerzkarriere“ mit Vernachlässigung. Jede Form von Schmerz sollte sehr ernst genommen und entsprechend behandelt werden. Akuter Schmerz dauert nur kurze Zeit an und soll den Körper vor Verletzungen und Gefahren warnen. Schmerzrezeptoren, verteilt über den ganzen Körper, reagieren auf bedrohliche Reize und leiten sie über Nervenbahnen zunächst an das Rückenmark. Von dort aus gelangen sie ins Gehirn. Im Gehirn wird das Signal in Zusammenhang mit anderen Sinneseindrücken sozusagen bewertet. Schmerzverarbeitung und Schmerzwahrnehmung finden in mehreren, unterschiedlichen Gehirnbereichen statt.

Damit wir nicht ständig Schmerzen verspüren, besitzt der Körper auch ein Schmerzunterdrückungssystem. Körpereigene morphinähnliche Stoffe – sogenannte Endorphine – dämpfen normalerweise akute Schmerzreize sehr schnell. Wenn ein Schmerzreiz allerdings sehr stark ist und zum Beispiel nach Unfällen oder Verletzungen länger andauert, kann unser Endorphinsystem auch überlastet werden und versagen. Die Ausschüttung schmerzlindernder Substanzen reicht dann nicht mehr aus, um das Dauerfeuer an den Nervenzellen im Rückenmark zu unterbinden.
Starke, ständig wiederkehrende Schmerzreize können Nervenzellen verändern und damit kann das fein aufeinander abgestimmte Regelsystem aus erregenden und dämpfenden Impulsen aus den Fugen geraten. Danach führen dann selbst schwache Reize oder Berührungen zu starken Schmerzen, eine sogenannte Gedächtnisspur oder auch ein Schmerzgedächtnis bildet sich aus. Das Gehirn kann infolgedessen sogar selbst Schmerzsignale produzieren. Chronische Schmerzpatienten können Schmerzen verspüren, ohne dass es einen konkreten, offensichtlichen Anlass dafür gibt.

Das beste Beispiel für ein Schmerzgedächtnis sind die sogenannten Phantomschmerzen. Noch Jahre nach Amputationen verspüren Patienten immer wieder Schmerzen in einem Körperglied, das gar nicht mehr vorhanden ist. Hier gehen die Schmerzen vom Nervensystem selbst aus. Ein Grund für Phantomschmerzen, so vermuten Mediziner, ist die Stärke der Schmerzen vor der Amputation. Je schlimmer dieser Schmerz war, desto stärker sind auch die Phantomschmerzen, sozusagen als Erinnerung an diesen Schmerz.
Auch eine schlechte Schmerzversorgung während und nach Operationen, bei länger anhaltenden Rückenerkrankungen oder bei Tumorbildungen kann durch Dauerbelastung der Nervenzellen zu chronischen Schmerzen führen. Im Falle der Phantomschmerzen von Amputierten konnten Wissenschaftler nachweisen, dass es im Gehirn tatsächlich zu Veränderungen kommen kann. Das hat zum Umdenken in der Schmerzversorgung geführt. Die Empfehlung lautet heute: Bei starken Schmerzerlebnissen oder nach Operationen sollte die Schmerzempfindung mit entsprechenden Medikamenten schnell und vollständig unterdrückt werden.

Quelle: Planet Wissen

Wege aus dem chronischen Schmerz

Wege aus dem chronischen Schmerz

Medikamente sollen für Schmerzfreiheit sorgen
Nicht nur bei der medikamentösen Versorgung sind Patienten mit chronischen Schmerzen in Schmerzambulanzen oder speziellen Schmerzkliniken gut aufgehoben. Dort werden in der Regel auch ganzheitliche Therapiekonzepte angeboten. Dazu gehören unter anderem Verhaltenstherapie und Entspannungsverfahren. Das Beispiel Phantomschmerz verdeutlicht: Schmerz kann auch eine Sache des Kopfes sein, und ein Teil des Nervensystems selbst kann Ursache von Schmerzen sein (Neuropathie). Schmerzempfinden ohne Beteiligung der Psyche gibt es nicht.
In der Erkenntnis liegt heute auch eine Therapiechance: Das Schmerzgedächtnis kann auch wieder gelöscht – besser gesagt – überschrieben werden. Durch sorgfältigen Einsatz von Schmerzmitteln wird Patienten zunächst für einige Stunden oder Tage Schmerzfreiheit verschafft. Je nach Art und Umfang der Beschwerden kommen bei sachgerechter Anwendung auch stark wirkende Opioide als Schmerzmittel in Frage. Viele Patienten, oft aber auch Hausärzte, befürchten allerdings immer noch Suchtprobleme – zu Unrecht.
Pumpen und Pflaster
Als letzten Ausweg gibt es mittlerweile außerdem moderne Methoden, um unerträgliche Schmerzen zu lindern. Dazu gehört die Pflastertherapie, bei der Pflaster in verschiedenen Stärken auf die Haut geklebt werden. Dabei werden verschiedene Morphine freigesetzt. Die Therapie ist relativ nebenwirkungsarm. Eine andere Möglichkeit für chronische Schmerzpatienten bieten Schmerzpumpen. Sie werden unter die Bauchdecke implantiert und mit dem zentralen Nervensystem verbunden. Dabei werden kontinuierlich Schmerzmittel oder Muskelentspanner abgegeben.
Ganz gleich, für welche Therapie sich die Betroffenen entscheiden: Erträgliche Schmerzen müssen das erste Ziel bei der Behandlung von chronischen Schmerzen sein.
Schmerzsituationen vergessen
Erst dann können Patienten wieder lernen, dass sie bestimmte Situationen, bestimmte Bewegungen nicht meiden müssen. Wer sich wieder normal verhält und bewegt und das auch bewusst schmerzfrei erlebt, kann typische Schmerzsituationen wieder vergessen. Allein die daraus neu wachsende Hoffnung auf Heilung kann das körpereigene System zur Schmerzhemmung wieder stimulieren, also die Ausschüttung von Endorphinen ankurbeln. Dieser Prozess wird auch vom Gehirn kontrolliert.

Yoga kann helfen
Die Physiotherapie soll dieses ganzheitliche Konzept unterstützen. Außerdem sollen über die psychische Ebene alle Situationen gefördert werden, die Schmerzen vergessen lassen oder die Schmerzen aus dem Bewusstsein ausblenden. Auch Entspannungsverfahren können eine Strategie sein, weitgehende Schmerzlinderung zu erfahren und mehr Freiheit im Alltag zurückzugewinnen. Es gilt, den Teufelskreis von Schmerzerfahrung, Anspannung, Verkrampfung und Angst vor neuen Schmerzen zu unterbrechen. Progressive Muskelentspannung nach Jacobsen, Yoga, Autogenes Training, Meditation, Biofeedback oder Hypnose sind nur einige Verfahren, die dabei helfen können.

Quelle: Planet Wissen

Viel Bewegung verhindert chronischen Rückenschmerz

Ein Forscherteam untersuchte jetzt 36 geeignete Studien mit zusammen über 158.000 Teilnehmern, um die vorhandene Evidenz zu körperlicher Aktivität in der Freizeit und der Kreuzschmerzinzidenz erneut zu beurteilen.
Lumbale Schmerzen bei körperlich Aktiven traten nicht signifikant seltener auf als bei nicht Aktiven. Auch durch Kreuzschmerzen bedingte Fehltage am Arbeitsplatz traten bei körperlich Aktiven und Inaktiven ähnlich häufig auf. Dies bedeutet, dass es episodische Kreuzschmerzen auch bei gesundem Lebensstil gibt.
Ein anderes Bild ergab sich, wurde nach häufigen oder chronischen Kreuzschmerzen geschaut. Als chronisch galt der lumbale Schmerz, wenn er über mindestens drei Monate anhielt oder mehr als 30 Schmerztage innerhalb eines Jahres auftraten. Bei den sechs qualitativ hochwertigen Studien zeigte sich, dass Teilnehmer, die in ihrer Freizeit sportlich aktiv waren (mindestens ein- bis zweimal pro Woche oder mindestens eine halbe bis ganze Stunden pro Woche) und zum Beginn der jeweiligen Untersuchung noch keine Rückenschmerzen hatten, zu 11% seltener chronische Kreuzschmerzen bekamen als Inaktive. Wurde die Intensität berücksichtigt, zeigte sich ein Dosiseffekt: Moderat Aktive entwickelten 14% seltener und Hochaktive 16% seltener chronischen Kreuzschmerz. Alle Resultate waren statistisch signifikant. Interessant ist auch eine Zwillingsanalyse in einer der Studien: War einer der Zwillinge sportlich aktiv und der andere nicht, dann bekam der aktive Zwilling wesentlich seltener Kreuzschmerzen.
Die Forscher schließen aus den Resultaten, dass sich die Gefahr von chronischem Kreuzschmerz durch Sport und körperliche Aktivität tatsächlich verringern lässt. Dies gilt jedoch nicht für episodische Kreuzschmerzen, wie sie mit einer Häufigkeit von 25–40% innerhalb eines Jahres bei einem Großteil der Bevölkerung auftreten. Solche Schmerzen seien recht unspezifisch und hätten daher wohl wenig mit dem Ausmaß der körperlichen Freizeitaktivität zu tun. Vielmehr sei auch bei einem gesunden Lebensstil gelegentlich mit Rückenschmerzen zu rechnen.

Quelle: Springer Medizin

Cannabis und kein Ende der Debatten?

Seit 10. März dürfen Ärzte Cannabis verordnen (wir berichteten). Eine Ausnahmeerlaubnis ist nunmehr dank des neuen Gesetzes nicht mehr nötig: Künftig erhalten Patienten getrocknete Cannabisblüten und Cannabisextrakte in kontrollierter Qualität auf ärztliche Verschreibung hin. Weiterhin können Ärzte Fertigarzneimittel auf Cannabisbasis verschreiben. Bevor es Cannabis-Arzneimittel auf Rezept gibt, müssen nach Angaben der Bundesregierung andere therapeutische Möglichkeiten ausgeschöpft sein – oder der behandelnde Arzt entscheide im Einzelfall. Zudem dürften Cannabis-Arzneimittel nur verordnet werden, wenn die Einnahme die Symptome oder den Krankheitsverlauf voraussichtlich verbessert. Der Eigenanbau von Cannabis und seine Verwendung als Rauschgift bleiben nach wie vor verboten.

Allerdings ist vor der erstmaligen Verordnung ein Antrag auf Kostenübernahme erforderlich. Die Krankenversicherung muss darüber innerhalb von drei Wochen (in Ausnahmefällen fünf Wochen), bei Palliativpatienten innerhalb von drei Tagen, entscheiden. Eine Ablehnung ist nur in begründeten Ausnahmefällen zulässig. Das Gesetz sieht monatliche Behandlungskosten von im Schnitt 540 Euro vor.

Die deutschen Krankenkassen bezweifeln nun aber, dass sie die Kosten von Cannabis-Therapien langfristig übernehmen. „Für den dauer- und regelhaften Leistungsanspruch in der gesetzlichen Krankenversicherung fehlt der Nachweis der Wirksamkeit“, sagte ein Sprecher des Spitzenverbands der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) der Deutschen Presse-Agentur.

Deshalb sei es richtig, dass die Bundesregierung bei der Bundesopiumstelle eine neue Studie in Auftrag gegeben habe, welche die Wirkungen von Cannabis weiter erforschen soll. Auf deren Basis werde sich in einigen Jahren zeigen, „ob die Cannabis-Therapie dauerhaft zum Leistungsspektrum der gesetzlichen Krankenversicherung gehört“, erklärte der Verband.

„Dies ist dann wieder ein Rückschritt“, sagte Hartmut Wahl, der zweite Vorsitzende der UVSD SchmerzLOS e. V. Da die Krankenkassen teilweise die Kosten für homöopathische Arzneimittel übernähmen, deren Wirksamkeit bisher nicht durch wissenschaftliche Studien belegt seien, sei es nicht gerechtfertigt, das neue Gesetz zu unterlaufen und somit den Schwerkranken das möglicherweise hilfreiche Arzneimittel Cannabis vorzuenthalten. „Müssen Patienten jetzt zum Dealer gehen?“, fragte Wahl.

Freiwillige Herausgabe von persönlichen Daten

Immer mehr Menschen sind bereit, ihren Versicherungen spezifische, personalisierte Verhaltensdaten zur Verfügung zu stellen, wenn sie dadurch als Kunde von günstigeren Tarifen profitieren können. Das geht aus einer repräsentativen Umfrage der Markenberatung Prophet zum Thema „Wie wichtig ist Ihnen die Transparenz über Ihre Versicherungsverträge?“ hervor, demnach immerhin 50 Prozent der Bundesbürger angaben, dass sie ihrer Autoversicherung Zugang zu ihren Fahrdaten geben würden, falls dadurch eine verantwortungsvolle Fahrweise finanziell entlohnt werde. In der Privaten Krankenversicherung ist Generali unter dem Namen „Vitality“ mit umstrittenen gesundheits- und verhaltensbezogenen Versicherungstarifen vorgeprescht.

Quelle: Ärztezeitung  online

Medizinische Versorgung am Lebensende

Spezielle Informationen zur medizinischen Versorgung am Lebensende vermittelt eine neue Patienteninformation. Auf zwei Seiten wird anschaulich vermittelt, welche Möglichkeiten der Begleitung und Unterstützung es gibt.

Das Infoblatt gibt einen Überblick über „Medizin am Lebensende“. Schwerkranke sollen in Würde und geborgen ihre verbleibende Lebenszeit verbringen. Das ist die Aufgabe der Palliativversorgung. Es wird behutsam erwogen, welche Maßnahmen dem Sterbenden helfen und welche nicht.

Letzten Lebensabschnitt mitbestimmen

Die Publikation informiert auch über Vorsorgevollmachten und Patientenverfügungen, mit denen der letzte Lebensabschnitt mitbestimmt werden kann. Aufgeführt ist zudem ein deutschlandweites Verzeichnis für Hospize.

 

Hier können Sie diese Information downloaden.

Überdiagnosen

Das ist die Diagnose einer Erkrankung, die sich ohne eine Untersuchung nie bemerkbar gemacht und keine Beschwerden ausgelöst hätte. Überdiagnosen können schaden, wenn sie psychisch belasten und überflüssige Behandlungen nach sich ziehen.

Eine Krankheit zu haben, bedeutet für die meisten Menschen, sich krank zu fühlen. Man hat spürbare Beschwerden, die manchmal ein Grund sind, zu einer Ärztin oder einem Arzt zu gehen. Im Gespräch und durch Untersuchungen wird dort versucht, die Ursache der Beschwerden zu finden. Das Ergebnis ist eine Diagnose. Sie ist die Voraussetzung für eine passende Behandlung.

Früherkennungsuntersuchungen haben dem Begriff Krankheit noch eine zweite Bedeutung gegeben: Untersuchungen wie zum Beispiel die Mammografie zur Früherkennung von Brustkrebs oder der PSA-Test für Prostatakrebs sollen Krankheiten finden, bevor sie Beschwerden verursachen. Eine frühe Diagnose soll die Aussichten auf Heilung verbessern. Bei der Früherkennung wird also nach Krankheiten gesucht, die man noch nicht fühlt, die aber irgendwann ausbrechen würden.

In den letzten Jahrzehnten wird deutlicher, dass durch Früherkennung noch ein weiterer Typ von „Krankheiten“ entdeckt wird: Sie sind von „echten“ Krankheiten nicht zu unterscheiden, würden aber auch ohne eine Behandlung nie ausbrechen.

Krankheiten, die nie ausbrechen? Das ist erst einmal schwer zu verstehen. Auch bei Ärzten wächst erst langsam das Bewusstsein, dass es solche Diagnosen tatsächlich gibt. Fachleute nennen die Entdeckung einer Krankheit, die auch ohne Behandlung nie zu Beschwerden oder sogar zum Tod geführt hätte, „Überdiagnosen“.

Wichtig ist: Überdiagnosen sind keine Fehldiagnosen. Bei einer Fehldiagnose wird zum Beispiel ein Krebs diagnostiziert, obwohl es sich um eine gutartige Zyste handelt. Überdiagnosen sind aber nach medizinischem Verständnis „richtige“ Diagnosen.

Überdiagnosen sind auch etwas anderes als falsche Verdachtsbefunde. Damit sind Auffälligkeiten zum Beispiel in einem Röntgenbild gemeint, die sich bei weiteren Untersuchungen als harmlos herausstellen. Mediziner sprechen dann auch von falsch-positiven Befunden.

Überdiagnosen gibt es bei fast allen Früherkennungsuntersuchungen. Viel Aufmerksamkeit bekommen sie zum Beispiel bei der Früherkennung von Brust- und Prostatakrebs.

Dass es bei diesen beiden Krebsarten Überdiagnosen gibt, weiß man aus Studien, in denen mehrere 10.000 Frauen und Männer über viele Jahre beobachtet wurden. In diesen Studien wurde einer Hälfte der Teilnehmenden die Früherkennung angeboten, der anderen Hälfte nicht. Da die Teilnehmenden ansonsten vergleichbar waren, würde man erwarten, dass im Laufe der Zeit in beiden Gruppen die gleiche Zahl von Krebserkrankungen auftritt.  Wissenschaftler haben dann über Jahre hinweg die Zahl der Krebsfälle in den beiden Gruppen verglichen. Das Ergebnis: In der Gruppe mit Früherkennung gab es deutlich mehr Diagnosen. Bei der Früherkennung von Brustkrebs zeigen die Studien beispielsweise, dass etwa 2 von 10 gefundenen Tumoren ohne Früherkennung nie aufgefallen wären. Bei Prostatakrebs könnten es sogar 3 von 10 der Diagnosen sein, die nach einem PSA-Test gefunden werden.

Überdiagnosen kann es grundsätzlich bei allen Früherkennungsuntersuchungen geben. Bei Krebs sind sie besonders bedeutsam, weil hier zum einen viele Früherkennungsuntersuchungen angeboten werden. Zum anderen ist es gerade bei frühen Krebsformen oft unmöglich, verlässlich vorherzusagen, wie sich ein kleiner Krebs weiterentwickelt. Nicht jeder Krebs wird groß und lebensgefährlich, es gibt auch folgende zwei Möglichkeiten:

Der Krebs wächst zwar, aber so langsam, dass die Person an einer anderen Ursache stirbt, bevor der Tumor durch Beschwerden auffallen kann.

Ein Krebs wächst gar nicht oder verschwindet sogar von selbst wieder, sodass er auch dann unbemerkt bleibt, wenn jemand sehr lange lebt.

Dass es nicht oder langsam wachsenden Krebs gibt, weiß man aus Obduktionen an älteren Frauen und Männern, die an anderen Ursachen gestorben sind. In solchen Studien wurde zum Beispiel bei Männern die Prostata sehr genau untersucht. Das Ergebnis: Etwa 3 von 10 Männern zwischen 60 und 70 hatten einen kleinen Prostatakrebs, von dem sie zu Lebzeiten nichts wussten.

Welche Folgen haben Überdiagnosen?

Die Folgen einer Überdiagnose hängen vor allem von der Krankheit ab: Wenn eine Krankheit gefunden wird, die nicht weiter bedrohlich wirkt und einfach zu behandeln ist, sind die Auswirkungen nicht schwerwiegend. Anders ist das aber beispielsweise bei einer Krebsdiagnose. Dann ist oft schon die Diagnose selbst eine schwere Belastung und ein gravierender Einschnitt ins Leben.

Bei einem einzelnen Menschen ist es normalerweise unmöglich, zu beurteilen, ob es sich bei einem Befund um eine Überdiagnose handelt. Deshalb kommt es zu Behandlungen, sogenannten „Übertherapien“. Auch diese Behandlungen wie zum Beispiel Operationen sind an sich belastend und unter Umständen mit Risiken verbunden.

Überdiagnosen: Ein Beispiel

Die Folgen lassen sich am besten an einem Beispiel zeigen. Stellen Sie sich eine Frau namens Andrea vor. Sie ist 65 Jahre alt und hat einen kleinen, sehr langsam wachsenden Tumor in der Brust. Davon weiß sie aber nichts. Sie stirbt mit 77 Jahren – nicht an Brustkrebs, sondern an einem Herzinfarkt.

Wäre sie mit 65 Jahren zur Früherkennung gegangen, hätte sie die Diagnose Brustkrebs erhalten, viele Ängste ausstehen und mit einer belastenden Behandlung zurechtkommen müssen. Sie und ihre Ärzte wären danach der Meinung gewesen, dass ihr Tumor erfolgreich „geheilt“ worden wäre. In Wahrheit hätte sich ihre Lebenserwartung aber nicht verändert. Die Zeit als Krebspatientin hätte aber ihr Wohlbefinden und ihre Lebensqualität deutlich verschlechtert.

Bei welchen weiteren Untersuchungen kann es noch zu Überdiagnosen kommen?

Überdiagnosen gibt es nicht nur bei der Krebsfrüherkennung. Ein weiteres Beispiel sind Erweiterungen von Gefäßen, sogenannte Aneurysmen. Auch bei Veränderungen der Bandscheiben gibt es Überdiagnosen. Manche Erkrankungen werden rein zufällig entdeckt – zum Beispiel bei der Abklärung eines ganz anderen Gesundheitsproblems. Oder bei einer Routineuntersuchung fällt eine Abweichung von einem Normwert oder eine Gewebeveränderung auf. Wie oft wir „krank“ sind und wieder gesund werden, ohne etwas davon zu merken, wissen wir nicht.

Wie kann man Überdiagnosen vermeiden?

Überdiagnosen wären ein deutlich kleineres Problem, wenn man bei der Diagnose einer Krankheit ihren weiteren Verlauf zuverlässig vorhersagen könnte. Forscherinnen und Forscher suchen hier nach Möglichkeiten, aber bislang sind keine sicheren Vorhersagen möglich. Zumindest gibt es bei manchen Erkrankungen die Möglichkeit, erst einmal mit einer Behandlung zu warten: Bei frühem Prostatakrebs sind zum Beispiel manche Männer nach einer sorgfältigen Aufklärung bereit, erst einmal auf eine Behandlung zu verzichten und abzuwarten, wie sich ihr Tumor in den nächsten Monaten und Jahren verhält.

Wer eine Überdiagnose auf jeden Fall vermeiden will, müsste deshalb auf sämtliche Untersuchungen zur Früherkennung verzichten.

Da einige Früherkennungsuntersuchungen auch Vorteile haben können, bietet es sich an, sich vorher gründlich zu informieren und die Vor- und Nachteile jeder Untersuchung getrennt abzuwägen. Möglicherweise entscheidet man sich für eine bestimmte Untersuchung – und gegen eine andere. Früherkennungsuntersuchungen sind ja nie dringend; es ist immer genug Zeit, sich zu informieren.

Wie entscheiden?

Ein wichtiger Aspekt dabei ist, ob denn überhaupt für eine Untersuchung ein Nutzen nachgewiesen ist. In Praxen und Kliniken werden viele Untersuchungen angeboten, bei denen das nicht der Fall ist. Bei solchen Tests geht man Risiken ein, ohne zu wissen, ob ein Vorteil existiert.

Gut über die Vor- und Nachteile von Untersuchungen informiert zu sein, kann helfen, zu einer Entscheidung zu finden, die den eigenen Bedürfnissen entspricht:

Sind Sie jemand, der sich lieber regelmäßig untersuchen lässt, auch wenn Sie dadurch Überdiagnosen in Kauf nehmen müssen – mit all ihren körperlichen und psychischen Folgen?

Oder sind Sie jemand, der lieber vermeiden möchte, mit unnötigen Diagnosen und Therapien belastet zu werden? Und der dafür in Kauf nimmt, dass eine ernsthafte Krankheit erst später entdeckt wird und vielleicht nicht mehr so gut behandelt werden kann?

Eine solche Entscheidung fällt vielen schwer. Wichtig ist, sich bewusst mit dem Für und Wider auseinanderzusetzen. Besprechen Sie sich mit vertrauten Personen und fragen Sie ruhig auch weitere Ärzte nach den Vor- und Nachteilen einer Untersuchung.

Quelle: Gesundheitsinformation.de

Erweiterung des Psychotherapeutischen Behandlungsangebots

Seit April gibt es neue Angebote in der ambulanten psychotherapeutischen Versorgung, z. B. ein Erstgespräch und eine Akutbehandlung.

Patienten können jetzt zunächst eine psychotherapeutische Sprechstunde aufsuchen. Ein ärztlicher oder psychologischer Psychotherapeut klärt in diesem Erstgespräch ab, ob ein Verdacht auf eine psychische Krankheit vorliegt und ob der Patient eine Psychotherapie benötigt oder ihm mit anderen Unterstützungs- und Beratungsangeboten geholfen werden kann. Zum Abschluss erhält der Patient einen Befundbericht mit den Ergebnissen und einer Empfehlung für das weitere Vorgehen.

Möglich sind bei Erwachsenen bis zu sechs Gespräche à 25 Minuten innerhalb von vier Quartalen. Eine Genehmigung der Krankenkasse für diese Psychotherapeutische Sprechstunde ist nicht erforderlich. Ab 1. April 2018 ist das Erstgespräch Pflicht; das heißt, erst wenn ein Patient eine Sprechstunde aufgesucht hat, kann mit probatorischen Sitzungen oder einer Akutbehandlung begonnen werden. Nur Patienten, die aufgrund einer psychischen Erkrankung in einer stationären Krankenhausbehandlung oder rehabilitativen Behandlung waren, können weiterhin direkt mit einer Behandlung beginnen.

Neu ist auch die Möglichkeit einer Akutbehandlung für Patienten mit einer akuten psychischen Krise. Der Therapeut muss die Krankenkasse des Versicherten lediglich darüber informieren, eine Genehmigung ist auch hierfür nicht erforderlich. Die Akutbehandlung kann als Einzeltherapie bis zu 24-mal à 25 Minuten in einem Jahr durchgeführt werden. Reicht die Therapie für eine dauerhafte Stabilisierung des Gesundheitszustands nicht aus, kann im Anschluss eine Kurz- oder Langzeittherapie erfolgen. Vorab sind dann mindestens zwei probatorische Sitzungen nötig.

Neuerungen gibt es außerdem bei der Terminvermittlung: Psychotherapeuten müssen ab April sicherstellen, dass ihre Praxis für Patienten telefonisch erreichbar ist und zwar mindestens 200 Minuten pro Woche. Die Zeiten teilen sie ihrer Kassenärztlichen Vereinigung mit. Auch die Krankenkassen erhalten die Daten zur Information ihrer Versicherten. Darüber hinaus können sich Patienten ab April an eine Terminservicestelle der Kassenärztlichen Vereinigungen wenden – dies gilt dann, wenn sie einen Termin für ein Erstgespräch im Rahmen einer Psychotherapeutischen Sprechstunde oder für eine Akutbehandlung (sofern ein Therapeut diese empfohlen hat) benötigen.

Quelle: SchmerzLOS e.V.

 

Arzt-Bewertungen auf Online-Portalen

Ärzte auf Online-Portalen zu bewerten gehört für viele Patienten zum Alltag. Wie gehen Ärzte mit dieser Kritik um?

Sechs von zehn Ärzten werten ihre Online-Bewertungen mindestens einmal im Monat aus, wie eine jetzt im „Journal of Medical Internet Research“ veröffentlichte Studie der Universität Erlangen-Nürnberg zeigt. Für diese Studie wurden 2360 Ärzte und Heilberufler befragt, die mindestens kostenlos bei Jameda registriert sind, dem nach eigenen Angaben führenden Online-Arztbewertungsportal in Deutschland.

Fast 90% Prozent der befragten Mediziner gaben an, dass sie Einträge, die sie auf Arztbewertungsportalen erhalten, lesen. 61 Prozent werten diese mindestens einmal im Monat aus, jeder Dritte macht dies monatlich (32 Prozent), jeder Zehnte mehrmals im Monat und 19 Prozent sogar mindestens einmal pro Woche. Mit 85 Prozent wertet die große Mehrheit der Ärzte ihre Bewertungen selbst aus, in fünf Prozent der Praxen ist dafür eine Medizinische Fachangestellte zuständig, in acht Prozent ein Praxismanager.

Interessanter Nebenaspekt: Etwa die Hälfte der Befragten gaben an, sie läsen die Bewertungen von Kollegen. Das könne zur Qualitätsverbesserung in Arztpraxen führen, da Vergleiche gezogen und entsprechende Maßnahmen eingeleitet würden, um bessere Leistungen zu erbringen als der Wettbewerb. Zwölf Prozent der Ärzte lesen Bewertungen von Kollegen nach eigener Aussage aber auch, um Patienten zu einem Facharzt zu überweisen.

Mit 55 Prozent hat bereits mehr als jeder zweite Praxischef mindestens einmal auf im Web geäußerte Patientenkritik reagiert. Über die befragten Fachdisziplinen hinweg zeigt sich, dass die Ophthalmologen mit 68 Prozent am sensibelsten sind für die von Patienten online geäußerte Kritik.

An zweiter Stelle folgen die Gynäkologen mit 65 Prozent vor den HNO-Ärzten mit 62 Prozent. Internisten kommen auf 54 Prozent. Die drei letzten Ränge teilen sich die Psychiater mit 50 Prozent vor den Kinder- und Jugendärzten mit 40 Prozent sowie die Schlusslicht sind die ärztlichen Psychotherapeuten mit 38 Prozent.

Am häufigsten veränderten die Ärzte die Patientenkommunikation. Details wurden hierzu nicht abgefragt. Mit 24 Prozent am zweithäufigsten gingen Praxisteams das Thema Terminvergabeprozess an, gefolgt von geänderten Praxisabläufen mit 21 Prozent.

Zehn Prozent schickten ihre Mitarbeiter auf Fortbildung oder verteilten die Verantwortlichkeiten um. Maßnahmen, welche die Praxismitarbeiter betreffen, spielen ebenfalls eine große Rolle.

So gab jeder zehnte Befragte an, aufgrund von Online-Bewertungen Schulungen für das Praxispersonal durchgeführt zu haben. Fast genauso viele haben Mitarbeiterverantwortlichkeiten umverteilt.

Für Prof. Martin Emmert, Inhaber der Juniorprofessur für Versorgungsmanagement, steht angesichts der Studie fest, dass die Arztbewertungen im Web bereits integraler Bestandteil der ambulanten Versorgung sind. „Die Ergebnisse legen nahe, dass Online-Arztbewertungen die Patientenversorgung in deutschen Arztpraxen beeinflussen. Betrachtet man die stetig steigende Anzahl an Bewertungen und die wachsende Relevanz von Online-Bewertungen für die Arztsuche, dürfte der Einfluss in den kommenden Jahren weiter steigen. In den USA beispielsweise liegt der Anteil der Ärzte, die aufgrund von Online-Bewertungen Maßnahmen für eine bessere Patientenversorgung einleiten, bei über 75 Prozent“, so Emmert.

Quelle: Ärztezeitung online

Elke Kraft Tel.: 0211 36180015 Mail: crps.shg.duesseldorf@web.de