Hanf – eine uralte Kulturpflanze

Hanf spielte in den Hochkulturen dieser Erde von Beginn an eine entscheidende Rolle als Rohstoffpflanze. Bereits vor 12.000 Jahren wurde Hanf in Persien und China als Getreide angebaut.
Hanfsamen wurden gegessen, die Fasern zur Herstellung von Kleidung verwendet. Die Chinesen machten Papier aus Hanf. Im Römischen Reich wurden wegen Hanf Kriege geführt.
Hanf war vom ersten Jahrtausend vor Christus bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts weltweit die am häufigsten angebaute Nutzpflanze. Im 13. Jahrhundert kam der Papierrohstoff Hanf schließlich nach Europa.
Besonders begehrt war die Hanfpflanze aufgrund ihrer heilenden Kraft. Man deckte die Wunden der Krieger mit Cannabisblättern ab, benutzte Hanf gegen Gicht und Geistesabwesenheit.
Im Jahr 1455 druckte Gutenberg seine erste Bibel auf Hanf. Als Kolumbus 1492 Amerika entdeckte, bestanden Segeltuche und das gesamte Tauwerk der Schiffe aus Hanf. Kolumbus brachte den Hanf nach Amerika.
Erste Entwürfe der amerikanischen Verfassung und die 1776 unterzeichnete amerikanische Unabhängigkeitserklärung wurden auf Hanfpapier geschrieben. Der nach Amerika ausgewanderte Bayer Levi Strauss produzierte 1870 schließlich die erste Jeans und auch die war aus Hanf.

Mit der Industrialisierung begann der Niedergang der Hanfnutzung. Damals konnte man Hanf noch nicht maschinell ernten und brechen. Hanfverarbeitung war Handarbeit und daher aufwendig, mühsam und teuer. Rohstoffe wurden entdeckt, die billig eingekauft und rationeller weiterverarbeitet werden konnten. Anfang des 18. Jahrhunderts war die Cotton-Gin, die Baumwollmaschine, erfunden worden, die Baumwolle industriell verarbeitete. Die auf diese Weise billig produzierte Baumwolle revolutionierte den Textilmarkt.
Daneben wurde die in Indien zu Hungerlöhnen produzierte Jute-Faser nach Europa importiert. Neben der Textilindustrie fand auch die Papierindustrie einen neuen, billigeren Rohstoff: das damals kostenlos verfügbare, massenhafte Holz dichter, weiter Wälder.
Als dann 1938 endlich die erste vollautomatische Hanfschälmaschine in den USA vorgestellt wurde, setzten führende amerikanische Industrielle, unter anderem Vertreter aus der Baumwoll- und Pharmaindustrie, eine Hanfsteuer und schließlich ein Hanfanbauverbot in den USA durch und verschlossen damit endgültig die Absatzmärkte für Hanf.
Durch die Fortschritte der Pharmaindustrie bei der Herstellung synthetischer Produkte verlor Cannabis im gleichen Zug seine führende Stellung als Medikament.
Als allerdings die Rohstoffmärkte im Zweiten Weltkrieg bedroht waren, wurde überall das Hanfverbot zurückgenommen und die Armeen mit strapazierfähiger Hanfbekleidung ausgerüstet. In den USA wurde der Hanfanbau mit dem Film „Hemp for Victory“ (Hanf für Sieg) propagiert, der den Farmern vorgespielt wurde.
Auch im Deutschen Reich wurde der Hanfanbau zu Kriegszwecken gefördert. „Die lustige Hanffibel“ wurde aufgelegt, um für den Hanfanbau zu werben. Doch nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Nutzpflanze Hanf endgültig der Garaus gemacht. In der öffentlichen Diskussion um Hanf und Cannabis muss unterschieden werden zwischen THC-armem und THC-reichem Hanf. THC, die Abkürzung für Tetra-hydro-cannabinol, ist die psychoaktive Substanz der Hanfpflanze, Grundlage für halluzinogene Drogenpräparate wie Haschisch oder Marihuana. Aus THC-freiem Hanf, auch Faserhanf oder Nutzhanf genannt, lassen sich dagegen keine Rauschmittel gewinnen. Obwohl seit 2001 die Europäische Union ihre Subventionen für die Hanfpflanze um rund ein Drittel gekürzt hat, taucht die verdrängte Nutzpflanze allmählich wieder im deutschen Ackerbau auf.
Aus dem Rohstoff der Hanffasern lassen sich Dämm- und Isolierstoffe gewinnen, Hanf ist Grundlage für zahlreiche Textil- und Papierprodukte. Aus den proteinreichen Hanfsamen lassen sich kosmetische Präparate, aber auch Nahrungsmittel gewinnen.
Die Hanffaser ist ungewöhnlich elastisch, reißfest und dabei haltbar. So nutzen zum Beispiel etliche Automobilkonzerne Hanffasern zur Herstellung von Auto-Innenverkleidungen.
Im Gegensatz zu aus Holz gewonnenem Papier hat Hanfpapier eine wesentlich höhere Wertig- und Haltbarkeit: Es vergilbt so gut wie gar nicht.

Quelle: Gregor Delvaux de Fenffe

Ursachen für chronischen Schmerz

Oft beginnt der Weg in eine „Schmerzkarriere“ mit Vernachlässigung. Jede Form von Schmerz sollte sehr ernst genommen und entsprechend behandelt werden. Akuter Schmerz dauert nur kurze Zeit an und soll den Körper vor Verletzungen und Gefahren warnen. Schmerzrezeptoren, verteilt über den ganzen Körper, reagieren auf bedrohliche Reize und leiten sie über Nervenbahnen zunächst an das Rückenmark. Von dort aus gelangen sie ins Gehirn. Im Gehirn wird das Signal in Zusammenhang mit anderen Sinneseindrücken sozusagen bewertet. Schmerzverarbeitung und Schmerzwahrnehmung finden in mehreren, unterschiedlichen Gehirnbereichen statt.

Damit wir nicht ständig Schmerzen verspüren, besitzt der Körper auch ein Schmerzunterdrückungssystem. Körpereigene morphinähnliche Stoffe – sogenannte Endorphine – dämpfen normalerweise akute Schmerzreize sehr schnell. Wenn ein Schmerzreiz allerdings sehr stark ist und zum Beispiel nach Unfällen oder Verletzungen länger andauert, kann unser Endorphinsystem auch überlastet werden und versagen. Die Ausschüttung schmerzlindernder Substanzen reicht dann nicht mehr aus, um das Dauerfeuer an den Nervenzellen im Rückenmark zu unterbinden.
Starke, ständig wiederkehrende Schmerzreize können Nervenzellen verändern und damit kann das fein aufeinander abgestimmte Regelsystem aus erregenden und dämpfenden Impulsen aus den Fugen geraten. Danach führen dann selbst schwache Reize oder Berührungen zu starken Schmerzen, eine sogenannte Gedächtnisspur oder auch ein Schmerzgedächtnis bildet sich aus. Das Gehirn kann infolgedessen sogar selbst Schmerzsignale produzieren. Chronische Schmerzpatienten können Schmerzen verspüren, ohne dass es einen konkreten, offensichtlichen Anlass dafür gibt.

Das beste Beispiel für ein Schmerzgedächtnis sind die sogenannten Phantomschmerzen. Noch Jahre nach Amputationen verspüren Patienten immer wieder Schmerzen in einem Körperglied, das gar nicht mehr vorhanden ist. Hier gehen die Schmerzen vom Nervensystem selbst aus. Ein Grund für Phantomschmerzen, so vermuten Mediziner, ist die Stärke der Schmerzen vor der Amputation. Je schlimmer dieser Schmerz war, desto stärker sind auch die Phantomschmerzen, sozusagen als Erinnerung an diesen Schmerz.
Auch eine schlechte Schmerzversorgung während und nach Operationen, bei länger anhaltenden Rückenerkrankungen oder bei Tumorbildungen kann durch Dauerbelastung der Nervenzellen zu chronischen Schmerzen führen. Im Falle der Phantomschmerzen von Amputierten konnten Wissenschaftler nachweisen, dass es im Gehirn tatsächlich zu Veränderungen kommen kann. Das hat zum Umdenken in der Schmerzversorgung geführt. Die Empfehlung lautet heute: Bei starken Schmerzerlebnissen oder nach Operationen sollte die Schmerzempfindung mit entsprechenden Medikamenten schnell und vollständig unterdrückt werden.

Quelle: Planet Wissen

Wege aus dem chronischen Schmerz

Wege aus dem chronischen Schmerz

Medikamente sollen für Schmerzfreiheit sorgen
Nicht nur bei der medikamentösen Versorgung sind Patienten mit chronischen Schmerzen in Schmerzambulanzen oder speziellen Schmerzkliniken gut aufgehoben. Dort werden in der Regel auch ganzheitliche Therapiekonzepte angeboten. Dazu gehören unter anderem Verhaltenstherapie und Entspannungsverfahren. Das Beispiel Phantomschmerz verdeutlicht: Schmerz kann auch eine Sache des Kopfes sein, und ein Teil des Nervensystems selbst kann Ursache von Schmerzen sein (Neuropathie). Schmerzempfinden ohne Beteiligung der Psyche gibt es nicht.
In der Erkenntnis liegt heute auch eine Therapiechance: Das Schmerzgedächtnis kann auch wieder gelöscht – besser gesagt – überschrieben werden. Durch sorgfältigen Einsatz von Schmerzmitteln wird Patienten zunächst für einige Stunden oder Tage Schmerzfreiheit verschafft. Je nach Art und Umfang der Beschwerden kommen bei sachgerechter Anwendung auch stark wirkende Opioide als Schmerzmittel in Frage. Viele Patienten, oft aber auch Hausärzte, befürchten allerdings immer noch Suchtprobleme – zu Unrecht.
Pumpen und Pflaster
Als letzten Ausweg gibt es mittlerweile außerdem moderne Methoden, um unerträgliche Schmerzen zu lindern. Dazu gehört die Pflastertherapie, bei der Pflaster in verschiedenen Stärken auf die Haut geklebt werden. Dabei werden verschiedene Morphine freigesetzt. Die Therapie ist relativ nebenwirkungsarm. Eine andere Möglichkeit für chronische Schmerzpatienten bieten Schmerzpumpen. Sie werden unter die Bauchdecke implantiert und mit dem zentralen Nervensystem verbunden. Dabei werden kontinuierlich Schmerzmittel oder Muskelentspanner abgegeben.
Ganz gleich, für welche Therapie sich die Betroffenen entscheiden: Erträgliche Schmerzen müssen das erste Ziel bei der Behandlung von chronischen Schmerzen sein.
Schmerzsituationen vergessen
Erst dann können Patienten wieder lernen, dass sie bestimmte Situationen, bestimmte Bewegungen nicht meiden müssen. Wer sich wieder normal verhält und bewegt und das auch bewusst schmerzfrei erlebt, kann typische Schmerzsituationen wieder vergessen. Allein die daraus neu wachsende Hoffnung auf Heilung kann das körpereigene System zur Schmerzhemmung wieder stimulieren, also die Ausschüttung von Endorphinen ankurbeln. Dieser Prozess wird auch vom Gehirn kontrolliert.

Yoga kann helfen
Die Physiotherapie soll dieses ganzheitliche Konzept unterstützen. Außerdem sollen über die psychische Ebene alle Situationen gefördert werden, die Schmerzen vergessen lassen oder die Schmerzen aus dem Bewusstsein ausblenden. Auch Entspannungsverfahren können eine Strategie sein, weitgehende Schmerzlinderung zu erfahren und mehr Freiheit im Alltag zurückzugewinnen. Es gilt, den Teufelskreis von Schmerzerfahrung, Anspannung, Verkrampfung und Angst vor neuen Schmerzen zu unterbrechen. Progressive Muskelentspannung nach Jacobsen, Yoga, Autogenes Training, Meditation, Biofeedback oder Hypnose sind nur einige Verfahren, die dabei helfen können.

Quelle: Planet Wissen

Viel Bewegung verhindert chronischen Rückenschmerz

Ein Forscherteam untersuchte jetzt 36 geeignete Studien mit zusammen über 158.000 Teilnehmern, um die vorhandene Evidenz zu körperlicher Aktivität in der Freizeit und der Kreuzschmerzinzidenz erneut zu beurteilen.
Lumbale Schmerzen bei körperlich Aktiven traten nicht signifikant seltener auf als bei nicht Aktiven. Auch durch Kreuzschmerzen bedingte Fehltage am Arbeitsplatz traten bei körperlich Aktiven und Inaktiven ähnlich häufig auf. Dies bedeutet, dass es episodische Kreuzschmerzen auch bei gesundem Lebensstil gibt.
Ein anderes Bild ergab sich, wurde nach häufigen oder chronischen Kreuzschmerzen geschaut. Als chronisch galt der lumbale Schmerz, wenn er über mindestens drei Monate anhielt oder mehr als 30 Schmerztage innerhalb eines Jahres auftraten. Bei den sechs qualitativ hochwertigen Studien zeigte sich, dass Teilnehmer, die in ihrer Freizeit sportlich aktiv waren (mindestens ein- bis zweimal pro Woche oder mindestens eine halbe bis ganze Stunden pro Woche) und zum Beginn der jeweiligen Untersuchung noch keine Rückenschmerzen hatten, zu 11% seltener chronische Kreuzschmerzen bekamen als Inaktive. Wurde die Intensität berücksichtigt, zeigte sich ein Dosiseffekt: Moderat Aktive entwickelten 14% seltener und Hochaktive 16% seltener chronischen Kreuzschmerz. Alle Resultate waren statistisch signifikant. Interessant ist auch eine Zwillingsanalyse in einer der Studien: War einer der Zwillinge sportlich aktiv und der andere nicht, dann bekam der aktive Zwilling wesentlich seltener Kreuzschmerzen.
Die Forscher schließen aus den Resultaten, dass sich die Gefahr von chronischem Kreuzschmerz durch Sport und körperliche Aktivität tatsächlich verringern lässt. Dies gilt jedoch nicht für episodische Kreuzschmerzen, wie sie mit einer Häufigkeit von 25–40% innerhalb eines Jahres bei einem Großteil der Bevölkerung auftreten. Solche Schmerzen seien recht unspezifisch und hätten daher wohl wenig mit dem Ausmaß der körperlichen Freizeitaktivität zu tun. Vielmehr sei auch bei einem gesunden Lebensstil gelegentlich mit Rückenschmerzen zu rechnen.

Quelle: Springer Medizin